information & bewusstsein
Abenteuer im Kopf:
WIEVIEL VERSTEHEN WIR WIRKLICH?
Gedanken formen unsere Sprache
Foto: © Birgit Menke
7 |SEPTEMBER 2015
D
a wir 75% aller Sinneseindrücke
visuell verarbeiten, kann man
den Menschen auch liebevoll als
„Augentierchen“ bezeichnen.
Wir denken in Bildern und Filmen, die
wir entweder direkt aufnehmen, oder
irgendwo aus unserem Gehirn abrufen.
Unsere Gedanken sind also bewegte
Bilder, die in uns Gefühle erzeugen und
damit unsere gesamte Kommunikation
beeinflussen. Unser Körper reagiert
unmittelbar und intuitiv auf unsere
Empfindungen und kann nicht wirklich
beherrscht werden. Auch unsere Stimm-
färbung ist nicht kontrollierbar. Unsere
Wortwahl ist schon eher beeinflussbar,
aber interessanterweise macht sie mit
nur 7% den mit Abstand kleinsten Teil
aus.
In meiner Tätigkeit als Schauspieler und
Sprechtrainer kenne ich daher nur einen
einzigen Weg, die Kommunikation wirk-
lich positiv und nachhaltig zu gestalten.
Sobald sie ihre Gedanken ordnen und
disziplinieren, können sie nachweislich
ihre Sprache zufriedener gestalten. Wie
ich nämlich schon angedeutet habe,
folgt die Energie unserer Aufmerksam-
keit und wenn diese klar ist, wird sich
auch ihr gesamter Auftritt wesentlich
verbessern. Gedanken sind die Grund-
lage. Auch bei meiner Rollengestaltung
im Schauspiel sind die „Abenteuer im
Kopf“ essentiell. Wenn ich die jeweilige
Figur nicht im Kopf habe, dann habe ich
sie auch nicht in meinem Körper und
damit nicht in meiner Sprache. Ich fühle
sie nicht und deswegen erscheint sie
auch nicht. Weder in meinem Kopf, noch
auf der Bühne.
Bei einem Spaziergang im Wald beruhi-
gen sich normalerweise unsere Gedan-
ken und damit auch unsere Sprache. Bei
einem Notfall hingegen erzeugen die
hektischen und panischen Gedanken
eine gehetzte Gesamtkommuni-
kation. Immer zeitverzögert, aber
absolut zuverlässig. Die Gedanken
formen uns und erzählen unbewusst
anderen unsere Lebens-Geschichte.
Felix Kurmayer
Schauspieler, Studiosprecher
und Kommunikationstrainer
www.felix-kurmayer.atFoto © Roman Katoch