information & verantwortung
5 | SEPTEMBER 2015
Familienarmut:
VON ARMEN KINDERN UND CHRONISCH KRANKEN
Selber schuld?
beschämt und ausgrenzt. Und wer sich schämt,
der zieht sich zurück und kann die Schwelle, die
nötig ist, um Hilfe zu holen, nicht so einfach über-
schreiten. Arbeit – Leben werden unter möglichst
verstärkter Einbindung der Lehrer und Eltern
fortgesetzt.
Krankheit kann zu Armut führen. Aber auch Armut
zu Erkrankung. Das ist empirisch belegt. Und wirkt
sich vor allem bei Kindern fatal aus. Wer bereits
in der Kindheit keine notwendige medizinische
Begleitung erfahren hat, bei dem können sich
heilbare Krankheiten manifestieren. Wenn junge
Menschen wie Anna in der Bildung oder in ihren
gesundheitlichen Ansprüchen zurückbleiben, wird
das sehr teuer. Weil aus jungen Armen häufig
kranke Erwachsene werden.
V
ielleicht erinnern Sie sich an
meinen letzten Artikel zum
Thema Familienarmut? Da ging
es um Anna und ihre Familie. Ich
habe Ihnen erzählt, mit wie viel – besser
müsste man sagen mit wie wenig – Geld
Annas Familie auskommen muss. Heute
geht es mir um einen anderen Aspekt in
Annas Geschichte.
Anna hat seit frühester Kindheit gelernt,
was es heißt verzichten zu müssen.
Aufgewachsen mit zwei anderen Ge-
schwistern und einer alleinerziehenden
Mutter, die jeden Euro dreimal umdre-
hen muss, bevor sie ihn ausgibt.
Das fällt doppelt schwer, wenn man
in einer Gesellschaft aufwächst, in der
scheinbar jeder alles haben und sich
alles leisten kann. Selbst wenn das nur
ein Schein ist und die Wahrheit dahinter
eine ganz andere.
Die Armutskonferenz Österreichs hat
sich in ihrem aktuellen Bericht vor allem
der 124.000 Kinder und Jugendlichen
angenommen, die in manifester Armut
leben. Zusätzlich sind 150.000 Kinder
von Armut bedroht. Diese Kinder leben
alle in Familien mit Armutserfahrung. Sie
leiden wie ihre Eltern häufig an Sym-
ptomen wie Kopfschmerzen, Nervosi-
tät, Schlafstörungen und Einsamkeit.
In vielen dieser Familien gibt es keine
Krankenversicherung. Untergetauchte
Väter, deren Kinder nicht mehr mitversi-
chert sind, Frauen nach einer Trennung
ohne Versicherung oder zugewanderte
Personen bilden diese Gruppe.
Das führt dazu, dass Krankheiten überse-
hen und negiert werden. Es ist nämlich
eine Binsenwahrheit, dass Armut
Peter Kopf
Diplomsozialarbeiter
IfS-Schuldenberatung
Vorarlberg
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pixabay.com