Background Image
Previous Page  5 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5 / 36 Next Page
Page Background

information & verantwortung

5 | SEPTEMBER 2015

Familienarmut:

VON ARMEN KINDERN UND CHRONISCH KRANKEN

Selber schuld?

beschämt und ausgrenzt. Und wer sich schämt,

der zieht sich zurück und kann die Schwelle, die

nötig ist, um Hilfe zu holen, nicht so einfach über-

schreiten. Arbeit – Leben werden unter möglichst

verstärkter Einbindung der Lehrer und Eltern

fortgesetzt.

Krankheit kann zu Armut führen. Aber auch Armut

zu Erkrankung. Das ist empirisch belegt. Und wirkt

sich vor allem bei Kindern fatal aus. Wer bereits

in der Kindheit keine notwendige medizinische

Begleitung erfahren hat, bei dem können sich

heilbare Krankheiten manifestieren. Wenn junge

Menschen wie Anna in der Bildung oder in ihren

gesundheitlichen Ansprüchen zurückbleiben, wird

das sehr teuer. Weil aus jungen Armen häufig

kranke Erwachsene werden.

V

ielleicht erinnern Sie sich an

meinen letzten Artikel zum

Thema Familienarmut? Da ging

es um Anna und ihre Familie. Ich

habe Ihnen erzählt, mit wie viel – besser

müsste man sagen mit wie wenig – Geld

Annas Familie auskommen muss. Heute

geht es mir um einen anderen Aspekt in

Annas Geschichte.

Anna hat seit frühester Kindheit gelernt,

was es heißt verzichten zu müssen.

Aufgewachsen mit zwei anderen Ge-

schwistern und einer alleinerziehenden

Mutter, die jeden Euro dreimal umdre-

hen muss, bevor sie ihn ausgibt.

Das fällt doppelt schwer, wenn man

in einer Gesellschaft aufwächst, in der

scheinbar jeder alles haben und sich

alles leisten kann. Selbst wenn das nur

ein Schein ist und die Wahrheit dahinter

eine ganz andere.

Die Armutskonferenz Österreichs hat

sich in ihrem aktuellen Bericht vor allem

der 124.000 Kinder und Jugendlichen

angenommen, die in manifester Armut

leben. Zusätzlich sind 150.000 Kinder

von Armut bedroht. Diese Kinder leben

alle in Familien mit Armutserfahrung. Sie

leiden wie ihre Eltern häufig an Sym-

ptomen wie Kopfschmerzen, Nervosi-

tät, Schlafstörungen und Einsamkeit.

In vielen dieser Familien gibt es keine

Krankenversicherung. Untergetauchte

Väter, deren Kinder nicht mehr mitversi-

chert sind, Frauen nach einer Trennung

ohne Versicherung oder zugewanderte

Personen bilden diese Gruppe.

Das führt dazu, dass Krankheiten überse-

hen und negiert werden. Es ist nämlich

eine Binsenwahrheit, dass Armut

Peter Kopf

Diplomsozialarbeiter

IfS-Schuldenberatung

Vorarlberg

www.ifs.at

Fotos: ©

pixabay.com