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information & gesundheit

Die richtige Dosis:

VIEL UNNÖTIGES LEID KÖNNTE VERHINDERT WERDEN

Bleiben Sie kritisch und aufmerksam

Prof. Franz W. Strohmer

med. Journalist

Foto: © pixabay.com

20 | MÄRZ 2015

D

ie Wirksamkeit von Medika-

menten, bzw. die schädlichen

Nebenwirkungen, sind nicht bei

allen Menschen gleich. Es gilt

also noch immer die Feststellung des

legendären mittelalterlichen Arztes Para-

celsus (1493 - 1541), dass nur die Dosis

ausmacht, ob ein Ding kein Gift ist. Dies

ist für viele weitverbreitete Wirkstoffe

absolut zutreffend, insbesondere für die

sogenannten Psychopharmaka, die mas-

siv in das Körpergeschehen eingreifen.

Eine bestwirksame Behandlung hat die

passende Dosis zur Voraussetzung. Die

täglich einzunehmende Dosis muss so

bemessen sein, dass die permanent

abgebaute und dann ausgeschiedene

Wirkstoffmenge kontinuierlich ersetzt

wird. Die Ausscheidung bewirken

besondere Enzyme der Leber (Eiweißsub-

stanzen, die den Stoffwechsel steuern).

Durch diese Entgiftungsenzyme werden

medikamentöse Wirkstoffe chemisch so

verändert, dass sie vom Körper im Urin

oder Stuhl ausgeschieden werden kön-

nen. Die Leistungsfähigkeit dieser En-

zyme ist aufgrund von unterschiedlichen

Erbanlagen von Mensch zu Mensch sehr

unterschiedlich. Weil sich die Dosis-

empfehlungen aber am Normaltypus

der Verträglichkeit orientieren, wird ein

recht großer Anteil der Bevölkerung (ca.

40 Prozent ) systematisch überdosiert,

ein geringerer Prozentsatz wird durch

die Normaldosis bereits vergiftet. Ein

kleiner Teil der Bevölkerung gehört zu

den überstarken Entgiftern. Bei dieser

Gruppe wären höhere Tagesdosierungen

nötig, weil sonst jede Wirkung ausbleibt

und der Verdacht aufkommt, dass die

Patienten ihre Medikamente nicht einge-

nommen haben.

VORSICHT

Bei den medikamentösen Therapien unter-

scheidet man eine Normdosis (häufigste

Gebrauchsdosis), Maximaldosis (noch

verträgliche Höchstgabe), toxische Dosis

(bewirkt Vergiftungen), letale Dosis (führt

zum Tode). Das Ausmaß und die Ge-

schwindigkeit, in welcher der therapeutisch

wirksame Bestandteil eines Arzneimittels

aus dem jeweiligen Produkt am gewünsch-

ten Wirkungsort verfügbar ist, nennt man

Bioverfügbarkeit. Unter Halbwertszeit

versteht man die Zeitdauer bis die Hälfte

der in den Körper zugeführten Wirkstoff-

menge eines Medikamentes ausgeschieden

ist. Die Halbwertszeit ist aber nicht ident

mit der Wirkungsdauer eines Wirkstoffes.

Aspirin ist z.B. nur wenige Minuten im Blut

nachweisbar (Halbwertszeit ca. 8 Minuten),

die schmerzstillende und entzündungs-

hemmende Wirkung hält aber bis zu ca. 4

Stunden an.

Einer ziemlich großen Anzahl von Patienten

werden jeden Tag stark wirksame Psycho-

pharmaka oder andere stark eingreifende

Medikamente verabreicht oder verordnet ,

ohne dass der Allgemeinzustand , die Ana-

mnese (Krankheitsvorgeschichte) oder der

Typus der Verträglichkeit festgestellt oder

beachtet wurde. Es kann also niemanden

überraschen, dass Experten hinweisen,

dass Medikamentenunverträglichkeiten zu

den häufigsten Todesursachen in der Klinik

zählen. Es bestünde daher die dringende

Notwendigkeit, bei stark wirksamen Medi-

kamenten die individuelle Verträglichkeit

der Patienten zu bestimmen, was durch

eine einmalige Blutabnahme festgestellt

werden kann und eventuell in den Blut-

gruppenausweis einzutragen wäre