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information & bewusstsein

Professor Abakus:

Familie Sammelleidenschaft

Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com

Ghostwriter: Birgit Menke

22 | SEPTEMBER 2015

E

s regnet. „Endlich,“ sagt Oma erfreut. „Sollen wir Fotos schauen?“

Jule rennt ohne eine Antwort abzuwarten zum Schrank. Oma hat

einen großen Schuhkarton, in dem sie ihre Fotos aufbewahrt. Die

meisten davon sind glänzende schwarz-weiß Fotografien.

„Urgroßoma hat ihre Fotos auch in einem Schuhkarton aufgehoben. Ich kann

mich noch erinnern, dass wir als Kinder auch gerne darin gestöbert haben,“

erzählt Opa. „Spannend waren immer die Geschichten zu jedem einzelnen Foto.

Und die Frisuren damals, wir trugen fast alle eine Halb-Pony-Frisur, ganz gerade

geschnitten, wie ein Abreißkalender. Und viel Selbstgestricktes aus Wolle, ordentlich

gekratzt hat das auf der Haut. Einen Karton gab es, in dem alle Ansichtskarten gesammelt

wurden. Einen mit Münzen aus aller Welt, mit Lire, Filler, Pfennigstücken, Centime und vielen

anderen Währungen, die es heute gar nicht mehr gibt. Und nicht zu vergessen, die Schuhkartons mit

den Geburtstagskarten, natürlich nur die besonderen, aber davon gab es eine Menge im Laufe der

Jahre.“

„Apropos Schuhkarton“, sagt Mama. „Wir können bald wieder beginnen, einen Karton mit Weih-

nachtspapier zu bekleben. Wir machen doch wieder mit bei der Aktion? „Weihnachten im Schuh-

karton“, ist doch immer wieder eine besondere Überraschung. Und irgendwo wird sich ein Kind sehr

darüber freuen.“

„Was sind Centime?“ versuche ich vom Thema abzulenken. „Und habe ich schon einmal erwähnt,

dass ich auch Münzen sammle.“ „Ja, aber nur Euro,“ antwortet Papa.

„Abakus, hilfst du mir dann beim Kleben?“ Mama schaut mich fragend an. Ich überlege angestrengt

und lege demonstrativ meine Stirn in Falten.

„Es wäre doch toll, wenn man zu jedem Paar Winterschuhe, das man in einem Schuhgeschäft kauft,

einen Weihnachtsschuhkarton bekommen würde. Mit Sternen und Tannenzweigen oder roten Äpfeln.

Dann ist es vorbei mit der Kleberei, aber mich fragt ja keiner, wie immer.“