LERNEN MIT ZUKUNFT Ausgabe Juni 2013 - page 19

MÄRZ 2013 | 19
ONLINEZEITUNG:
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nformation & bewusstsein
W
ir schreiben das Jahr 2200. Das
Jahr ist noch sehr jung. Heute
ist der 02. Jänner 2200 und die
älteste Zeitung Europas - die „Kronen
Zeitung“ feiert genau heute ihren 300.
Geburtstag. Für diesen Tag musste eine
ganz besondere Schlagzeile her. Schließ-
lich sind 300 Jahre ein ganz besonderes
Jubiläum. Eine würdige Schlagzeile ist
rasch gefunden, zumal sie Emotionen
und somit auch gute Verkaufszahlen ver-
spricht. „Arpaslan-Denkmal am Platz der
Republik von Unbekannten beschädigt!“
Das Unvorstellbare ist also passiert. Aber
für alle die sich nicht für österreichische
Geschichte interessieren - wer war
dieser Arpaslan? Arpaslan kam mit
seinen Eltern als 11-jähriger aus
Anatolien nach Österreich; die El-
tern waren Flüchtlinge, die sich
im damals schon reichen Öster-
reich eine neue Existenz aufbauen
wollten.
Arpaslan - obwohl dieser Name „mutiger
Löwe“ bedeutet - war zunächst schwer
traumatisiert, hat aber rasch die deut-
sche Sprache erlernt und eine Ausbildung
zum Friseur absolviert. Viele Jahre später
hat er ein Philosophie-Studium erfolg-
reich abgeschlossen und erste Schriften
publiziert. Seine Theorie über die Kraft
der positiven Gedanken zählt heute noch
zu den Standardwerken der modernen
Stadtentwicklung. 2035 kandidierte er
zum Wiener Gemeinderat, 2042 wurde er
Wiens wohl beliebtester Bürgermeister
und wurde insgesamt 4 Mal wiederge-
wählt. Kurz vor Ende seiner vierten Amts-
periode wird er Bundespräsident. Auch
diese Funktion hat er zweimal ausgeübt.
2068 wurden ihm als bisher einzigen No-
belpreisträger sowohl der Friedens- als
auch der Literaturnobelpreis zuerkannt.
Am 02. Jänner 2100 starb er fast hundert-
jährig in Wien Döbling. Die Beschmut-
zung seines Denkmals anlässlich des 100.
Todestages wird von vielen Österreichern
als Beleidigung einer ganzen Nation an-
gesehen.
So oder so ähnlich könnte es am 02. Jän-
ner 2200 in der „Krone“ stehen. Prinz Eu-
gen, Kaiserin Sissi, Karl Kraus waren auch
keine ganz typischen Österreicher. Oder
wer weiß schon, dass Österreichs erster
Formel 1 - Weltmeister Jochen Rindt in
Mainz geboren wurde? Heute sind wir
sehr stolz auf all diese Österreicher,
die so viel für das Land getan haben.
Wir könnten schon heute - also fast
200 Jahre vorher stolz auf Arpas-
lan sein. Nicht im Nachhinein,
sondern bereits heute. Laut Sta-
tistik Österreich wurde 2011 be-
reits jeder 8. Österreicher im
Ausland geboren - statistisch
gesehen gehen wir kein
großes Risiko ein, wenn wir
bereits heute stolz sind auf
unsere Mitbürger mit Mi-
grationshintergrund (wie
es so schön heißt). Lernen
mit Zukunft. Lernen für die
Zukunft. Geben wir heute
Arpaslan eine Chance. Die
Betonung liegt auf
HEUTE!
JUNI 2013 | 19
Mutiger Löwe:
EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT HEISST AUCH IN DER GEGENWART ZU LEBEN
Geben wir Arpaslan eine Chance!
Foto: © farbkombinat - Fotolia.com
Mag. Jacques A.
Mertzanopoulos
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