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information & persönlichkeit

Überhöhtes Selbstbild im Kindesalter:

Spieglein, Spieglein…

33 | JUNI 2015

Foto: © bonzodog -

Fotolia.com

Ewald Zadrazil

Paar & Familientherapeut

www.praxis-zadrazil.at

Die drei falsch gelösten Beispiele werden

gänzlich ignoriert, oder es ist möglicher-

weise sogar die Lehrerin oder der Lehrer

daran schuld, dass sie falsch gelöst

wurden. Das Kind glaubt, was die Eltern

sagen und entwickelt so sukzessive ein

falsches, überhöhtes Selbstbild. Dieses

führt langfristig zu Frust und unange-

messenem sozialen Verhalten.

DER RICHTIGE SPIEGEL - REFLEXION

Auf den richtigen Spiegel kommt es an...

Wie können Eltern nun in der Situation

mit den 7 von 10 korrekt gelösten Bei-

spielen richtig vorgehen? An erster Stelle

ist hier ein ehrliches, wertschätzendes,

aber angemessenes Feedback zu nen-

nen. Das kann darin bestehen, das Kind

für die sieben richtig gelösten Aufgaben

zu loben, es gleichzeitig aber auch im

Zuge der Reflexion über die Aufgabe zu

ermuntern, Strategien zu entwickeln,

wie beim nächsten Mal vielleicht auch

die drei falschen Beispiele gelöst werden

können.

FAZIT

Liebevolle Zuwendung, Behütung und

Förderung sind wichtig. Aber alles

sollte mit Maß und Ziel erfolgen.

Wichtig ist es, die Stärken zu

stärken und das Kind dabei zu

unterstützten selbst Strate-

gien für die Bewältigung von

Alltagsproblemen zu entwi-

ckeln. Das steigert langfristig

das Selbstwertgefühl des Kindes,

ohne gleichzeitig zu einem über-

zogenen, narzisstischen Selbstbild zu

führen.

D

u bist die bzw. der Beste! - Ein

vermeintlich harmloser Satz,

den manche Eltern jedoch

überstrapazieren, geht es nach

Erkenntnissen einer aktuellen Studie

aus Amsterdam. Der Studienautor Eddie

Brummelman hat nachgewiesen, dass El-

tern, die ihr Kind all zu häufig auf ein Po-

dest heben und ihnen regelmäßig einen

realitätsverzerrenden Spiegel vor Augen

halten, kleine NarzistInnen groß ziehen.

Die Folgen: Die Kinder sind bezüglich

ihrer Person unreflektiert, sie haben ein

überzogenes Selbstbild, sie reagieren

überempfindlich auf Kritik, ihre Fähigkeit

auf Fehler zu reagieren ist begrenzt und

sie besitzen weniger Einfühlungsvermö-

gen ihre Umgebung betreffend.

DER VERZERRENDE SPIEGEL -

ZUSCHREIBUNG

Ein Problem dabei ist unter anderem

das ständige Vergleichen mit anderen

und auch die „Bewertungsgesellschaft“

in der wir leben. Beides ist kritisch zu

hinterfragen, entspricht aber durchaus

dem Zeitgeist wie ein Blick in die Medien

zeigt: da ein neues Ranking der besten

AllgemeinmedizinerInnen, dort die 500.

Castingshow...Überall wird verglichen

und bewertet. Auch die eigenen Kinder,

die beim Vergleich immer besonders gut

abschneiden, obwohl dies vielleicht nicht

der Realität entspricht.

Als Beispiel für einen verzerrenden

Spiegel soll hier die Schule herangezo-

gen werden. Ein Kind kommt mit 7 von

10 richtig gelösten Rechnungen nach

Hause. Die Eltern loben das Kind

in dem sie ihm große Fähigkei-

ten zuschreiben.

STRATEGIEN ZUR VERMEIDUNG NARZISSTISCHER TENDENZEN BEI KINDERN