18 | JUNI 2014
information & entwicklung
ONLINEZEITUNG:
WAS DIE GESELLSCHAFT VON MORGEN LEBENSUNFÄHIG MACHT
■
■
Überbehütet und verwöhnt:
A
nnette hat einen netten Mann
und einen 15-jährigen Sohn,
Hannes. Dieser ist gutmütig,
bequem und stark übergewichtig. Die
Mutter tut alles für ihre lieben Männer,
kocht, putzt und gibt täglich frische
Badetücher, die sie vom Boden aufhebt,
nachdem die beiden geduscht haben.
Am Morgen legt Annette Hannes das
Gewand hin, macht für ihre Familie das
Frühstück und bringt ihren Sohn zur
Schule. Da das Busfahren mit umständ-
lichem Umsteigen verbunden wäre, wird
er von der Mutter auch wieder abgeholt.
Außerdem weiß Annette auf diese Weise
immer, wo ihr Sohn ist und mit welchen
Freunden er verkehrt. Am liebsten sitzt
Hannes vor dem Fern-
seher oder surft im
Internet.
Als sie zum
Wochenende
bei Freunden
übernachten,
traut die Gast-
geberin ihren
Augen kaum –
als sie sieht, wie
die Mutter ihrem
Sohn die Schnür-
riemen zubindet.
Mag.
a
Maria Neuberger-
Schmidt
Autorin und Obfrau
„Elternwerkstatt“
information & entwicklung
Erziehung zur Hilflosigkeit
Hannes geht Fischen. Raten Sie, wer die
Eimer und die Angelt trägt? Als Hannes
genug davon hat, ruft er: „Bin fertig!“,
und die Mutter holt alles und verstaut es
im Auto.
Annette ist eine liebenswürdige und
moderne Frau – nicht etwa Heimchen
am Herd, nein, eine tüchtige und
erfolgreiche Geschäftsfrau. Wie sie alles
„unter einen Hut bringt“ ist vielen ein
Rätsel.
Ich wage keine Prognose zu stellen,
was aus diesem jungen Mann einmal
wird: ein „Pascha“ oder ein „Loser“, ein
„Verlierer“? Perfekter kann Erziehung
zur Hilflosigkeit kaum aussehen. Wenn
seine künftige Partnerin ihn weniger gut
bemuttert, wird es mit Sicherheit Bezie-
hungskrisen geben.
Für diese Art von Liebe werden Mütter
von ihren Söhnen und Schwiegertöch-
tern später oft gehasst – und bleiben
dennoch vielleicht ein Leben lang
abhängig.
Illustration: © Eugen Kment
TIPP für unsere L
Roswitha Wurm
Kinderbuchlesu
Volksschulen a
Thema: Schwi