Background Image
Previous Page  6 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6 / 36 Next Page
Page Background

information & beruf

Kompetenzen ohne Hintergrund:

DIE ZENTRALE REIFEPRÜFUNG KONTRA ALLGEMEINBILDUNG

Adieu Individualität

Fotos: © pixabay.com | jogyx3-Fotolia.com

6 | MÄRZ 2015

Mag. Matthias Roland

Europa-Akademie

Dr. Roland

www.roland.at

zu ermitteln, sondern eine Qualitätskontrol-

le für Schulen und Lehrende einzuführen.

Nur: ist die Matura dafür ein geeignetes

Instrument?

Sie wäre es vielleicht, wenn es wirklich

möglich wäre, ein hohes Maß an Allge-

meinbildung und dessen kompetente

Anwendung in der Praxis abzuprüfen.

Vorausgesetzt natürlich, man ist überhaupt

daran interessiert, das, was man

Allgemeinbildung nennt, zu

vereinheitlichen.

Doch davon ist man

bei der aktuellen

Form der Zentra-

len Reifeprüfung

weit entfernt.

Kompetenzen

sollen geprüft

werden, Inhalte

rücken weit in

den Hintergrund.

Exemplarisch sei

die Kritik der Germa-

nisten angeführt, die

ein völliges Aussterben

von Leselisten und Arbeit mit

Literatur beklagen.

Die Frage ist also: wollen wir eine diffe-

renzierte und gebildete Gesellschaft, oder

verlangen wir von unseren Maturanten

einheitliche Kompetenzen nach dem Motto:

jeder, der die Matura hat, soll tunlichst das

gleiche Wissen und Können?

Oder wollen wir mit der zentralen Reife-

prüfung die Qualität der Lehrer prüfen?

Wenn ja, dann ist die Matura der denkbar

späteste und schlechteste Zeitpunkt dafür

W

er heute Kritik an der Zentralen

Reifeprüfung übt, der bekommt

von den betroffenen Stellen keine

kompetente Antwort, sondern

wird wie ein Nestbeschmutzer behan-

delt, wie jemand, der beruflich alles

schlecht redet und kritisch nur um der

Aufmerksamkeit Willen ist. Von einem

großen Wurf ist dann die Rede, von einer

bedeutenden Bildungsreform, von einem

Meilenstein in der Bildungspolitik.

Und es heisst: man möge mit

der Kritik doch zuwarten, bis

es soweit ist. Noch sei ja

überhaupt keine Erfah-

rung mit dieser neuen

Form der Matura

möglich, man möge

dem Kind doch eine

Chance geben.

Inhaltlich habe ich

jedoch noch keine

würdige Stellungnahme

zur - immer inhaltlich

orientierten - Kritik an der

Zentralmatura vernommen. Wie

so häufig in der Politik bekommt man

auf eine Frage eine Antwort, die mit der

Frage nichts mehr zu tun hat.

Eigentlich eine Themenverfehlung.

Schade.

Denn viele Kritiker der neuen Form der

Reifeprüfung sind durchaus Befürwor-

ter einer zentralen Aufgabenstellung,

hinterfragen also nicht das ob, sondern

das wie der Zentralmatura. Interessanter

Weise geht es im überwiegenden Teil

der Argumente nicht um die Frage, das

Niveau der Schüler